Aufgrund der Komplexität der Wirtschafts- und Familienpolitik sowie die Vielzahl der beteiligten Akteure sollten diese Probleme auf verschiedenen Ebenen gelöst werden.
Im Rahmen der Wirtschaftspolitik muss eine globale Lösung gefunden werden, an der, insbesondere aufgrund der Verflechtung der Kompetenzen in der Europäischen Union, viele Akteure beteiligt sind, wie z.B. die Europäische Zentralbank, der Internationale Währungsfond, Experten aus der Wirtschaft, Wirtschaftsminister von Ländern aus der Eurozone (aber auch darüber hinaus), der Europäische Rat mit seinen Regierungschefs, das Europäische Parlament sowie die nationalen Parlamente, aber auch Akteure aus anderen Staaten, wie bspw. China.
Da die Familienpolitik hingegen eine nationale Angelegenheit ist, muss dieses Problem auch im entsprechenden Rahmen angegangen werden. Hierbei ist es besonders wichtig, auf die kulturbedingten Rahmenbedingungen eines jeden Landes, bspw. in Bezug auf die Rolle der Mutter, zu schauen. Die Familienminister der Staaten sind hierbei genauso gefragt, wie die Regierung an sich, die die Richtung der Familienpolitik vorgibt. Auch die Wirtschaftsminister werden mit einbezogen, wenn es um familienfreundliche Arbeitsmodelle geht.
Eine dauerhafte, europäische Lösung zur Eurokrise könnte die Einrichtung von sogenannten Eurobonds sein, in deren Rahmen die Staaten der Eurozone an den Finanzmärkten gemeinsam Schulden aufnehmen, diese Geldern dann umverteilen und auch gemeinsam für die Rückzahlung der finanziellen Mittel haften. Eine weitere Möglichkeit wäre eine Art ‚Länderfinanzausgleich‘ auf europäischer Ebene. Eine verstärkte Haushaltskontrolle und Haushaltskoordination durch europäische Institutionen sowie Wachstumsprogramme sind ebenfalls in der Diskussion. Diese europäischen Lösungsansätze setzten allerdings voraus, dass die demokratische Legitimation, d.h. im weiteren Sinne auch die Zustimmung eines Großteils der Bevölkerung, gegeben ist. Nun sind Sparmaßnahmen allerdings eher unpopuläre Maßnahmen, für die Zustimmung in der Bevölkerung schon auf nationaler Ebene eher gering ist. Bei einer noch stärkeren Verflechtung der Finanzpolitik muss jedoch in irgendeiner Art und Weise auch um die Zustimmung der Bevölkerung geworben und der solidarische Gedanke gestärkt werden. Das irische Volk, das laut der Verfassung Irlands dem Fiskalpakt zustimmen muss, hat sich in einer Volksabstimmung positiv zu diesem geäußert. Wir denken, dass diese Art von Partizipation ein Mehr an demokratischer Legitimation mit sich bringt, den Abstimmungsprozess natürlich aber auch noch wesentlich komplexer gestaltet.
Europäische Lösungsansätze in der Familienpolitik sind derzeit kaum denkbar, da die nationalen Staaten in diesem Bereich die alleinige Handelskompetenz haben. Imitationseffekte, wie bspw. die Einführung des Elterngeldes in Deutschland, das in großen Teil von Schweden übernommen wurde, sind natürlich festzustellen und könnten eventuell auch im Rahmen von Diskussionen ausgebaut werden, auch wenn die einfache Übernahme von Strukturen auf ein anderes Land auch nicht immer erfolgreich ist. Da die Beschäftigung mit der Familienpolitik jedoch auch schnell Fragen nach Migration, Arbeitskräftemangel und Arbeitslosigkeit aufkommen lässt, wäre es wichtig, die Freiheit des Personenverkehrs, der immer noch durch materielle, technische und steuerliche Schranken eingeschränkt wird, weitervoranzutreiben. Hierbei muss jedoch aufgepasst werden, dass der Süden Europas nicht alle seine hochqualifizierten Staatsbürger an den Norden verliert. Diese „Flucht der Köpfe“, die derzeit schon spürbar ist, wird der Wirtschaft der Länder im Süden langfristig weiterhin extrem schaden.
Im Rahmen der Wirtschaftspolitik muss derzeit ein Großteil der bereits genannten Akteure zustimmen. Darüber hinaus wäre vielleicht auch an Volksabstimmungen zu denken. Eventuell ist ein Austausch auf zivilgesellschaftlicher Basis und die Einrichtung eines zumindest beratenden vielleicht sogar darüberhinausgehenden Status von engagierten Interessensverbänden denkbar, die in ihren Ländern dann wiederum nationale Öffentlichkeitsarbeit machen, um den Entscheidungen mehr Bürgernähe zu verleihen.
Das Mitspracherecht der Bürger und Bürgerinnen ist über die Volksvertretung im Europäischen Parlament gegeben. Allerdings wird die Relevanz dieser Institution in der Bevölkerung oftmals nicht gesehen und gerade in der Wirtschaftskrise ist der Europäische Rat zur entscheidenden Instanz geworden. Aus diesem Grund stellt sich auch die Frage, ob Angela Merkel, auch wenn sie nicht auf europäischer Ebene gewählt worden ist, aus der Sicht der Deutschen in der Europapolitik demokratisch wesentlich legitimierter ist als die Europaabgeordneten. Der Ausschuss der Regionen und Gemeinden Europas sollte mehr in den jeweiligen Regionen, Städten und Gemeinden agieren, um eine verbesserte Öffentlichkeitsarbeit zu vollbringen. Gerade die vielen positiven Seiten der Europäische Union, die inzwischen als Selbstverständlichkeit angesehen werden, müssen neben den vielen negativen Schlagzeilen wieder mehr in den Mittelpunkt der Berichterstattung und der Öffentlichkeitsarbeit gestellt werden. Es könnten auch vor Ort „Europasprechstunden“ eingeführt werden, um die Bürger und Bürgerinnen über die aktuellen Ereignisse in Europa und auch über Handlungsmöglichkeiten der Bürger und Bürgerinnen, wie in Form der Europäischen Bürgerinitiative, zu informieren.
Solidarität spielt in der Europäischen Union, insbesondere in der Eurokrise, eine sehr große Rolle. Die wirtschaftliche Verflechtung und die daraus folgenden Zahlungen werden täglich in der Presse behandelt. In der Familienpolitik könnte ein Expertisen-Austausch von erfolgreichen Konzepten durchgeführt werden. Ob diese Solidarität von der Bevölkerung jedoch gerne gesehen wird, muss in letzter Zeit kritisch hinterfragt werden. Die Presseberichte und Debatten haben in manchen Bereichen inzwischen zu einer besorgniserregenden Polarisierung geführt. Die Wahlsiege extremer Parteien sprechen für sich und zeigen oftmals eine Renationalisierungstendenz auf. Die Bevölkerung muss wieder näher an den Europagedanken herangeführt werden. Das Manifest von Cohn-Bendit und Ulrich Beck (http://manifest-europa.eu/allgemein/wir-sind-europa?lang=de) nimmt in diesem Zusammenhang zwar nicht einen grundsätzlich neuen Aspekt auf (das europäische Freiwilligenjahr gibt es bereits) und es wird sich zeigen, ob die Umsetzung eines Europäischen Freiwilligenjahrs für alle sich, insbesondere in finanzieller Hinsicht, realisieren lässt. Dennoch ist das Manifest gut geeignet, sich darüber Gedanken zu machen, wie man das europäische Zusammengehörigkeitsgefühl wieder stärken kann.